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am Rheine voll Reben bis an den Gipfel; hochgeehrt in aller Welt ist
der Rüdesheimer, der Johannisberger, der Scharlachberger,
Asmannshäuser, Markobrunner, Hochheimer, Ntersteiner
And die Liebfrauenmilch von Worms, und in allen deutschen
Ländern erklingt das Lied: „Am Rhein, am Rhein, da wachsen uns're
Reben!" Jst's doch, als ob in den weintrinkenden Völkern ein regeres
geistiges Leben pulsirte, als da, wo der Biergeist, oder gar der Fusel-
geist regiert! Und welche Thätigkeit, welcher Jubel herrscht auf den
grünenden Rebenhügeln! Da wird im Frühjahr der Weinstock behackt,
gesenkt und beschnitten und an die schützenden Pfähle gebunden. Wie
die Kinder pflegt der Winzer seine Reben und athmet erst dann freier
auf, wenn nur die heiligen Pancratius und Servatius (12. und
13. Mai), die schlimmen Weinmörder, vorüber sind. Wenn dann
auch die Blüthe glücklich vorübergegangen und die wilden Triebe aus-
gebrochen sind, wenn erst die glühende Sommersonne die Trauben ge-
reift hat — dann tragen im Spätherbste die Winzer in ihren Butten
jubelnd den reichen Segen in die Kelterhäuser und pressen den süßen
Most aus den durchsichtigen Trauben. Während der zu weißem
Weine bestimmte Most abgefüllt wird, gähren die rothen Weine
auf den blauen Beeren und werden wohl noch mit Heidelbeeren oder
Blauholz roth gefärbt. In gewaltigen Fässern gährt dann der junge
Wein; er stößt die Unreinigkeiten aus und klärt sich ab; und wenn
er ausgegohren, dann wird er von dem Hefenniederschlage abgefüllt
und in geschwefelten Stückfässern aufbewahrt. Dann ziehen die Wein-
reisenden aus in alle Welt, und manche schwatzen dem Unkundigen
ihre guten oder schlechten, angeblich 1811er, 1834er, 1846er, 1857er,
1858er, 1859er und 1865er Weine auf; wohl beginnen auch manche
Weinhändler ihre Künste mit Mischen und Verfälschen, mit
Klären und Schönen, und brauen Weine aus Zucker und Brannt-
wein und giftigem Bleizuckcr, und kleben bunte Etiketten mit
schönen Namen auf schlechte Sorten, die dann mancher unkundige
Wirth für gute Weine kauft und mancher noch unkundigere Gast für
gute Weine trinkt. Viel besser ist es aber, seinen Durst — statt mit
schlechtem Weine — mit gutem Biere oder frischem Quellwasser zu stillen.
14. Frankfurt am Main
Hinüber zum andern Strand;
So machte Gott den Franken
Die rechte Furth bekannt.
Hinüber zogen alle,
Wie Israel durchs Meer;
Die Sachsen aber fanden
Im Nebel die Furth nicht mehr.
Da schlug der Kaiser Carol
Mit seinem Speer den Sand:
„Die Stätte sei hinfüro
Die besten seiner Helden,
Sie lagen in Sachsen todt;
Da floh Carolus Magnus,
Der Kaiser, in großer Notb.
„Laßt eine Furth uns suchen
eme Omtu; uuj? |uu;íh
Längs hin am schönen Matnl
Q weh, da liegt ein Nebel,
ivvy f vu vui vi’vvvi
Der Feind ist hinterdrein I"
Nun betete Kaiser Carol
Auf Knieen an seinem Speer,
Da theilte sich der Nebel,
Eine Hirschtn ging daher,
Die führte ihre Jungen
Der Franken Furth genannt.*
Er kam da bald zurücke
Mit neuer Heeresmacht,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Wirth Carol Carolus_Magnus Magnus Carol
140
Beeren trug, welche sich täglich mehr rötheten und jetzt wie Rubinen
glänzen. Ist es nicht, als ob das Pstänzchen mir für meine Sorgfalt
dankbar sein wollte? —
Willst Du es selbst sehen und meine Freude theilen, so besuche
nur bald
Deine
N. Marie Blumenreich.
89, Harrf und Flachs.
Diese beiden Gewächse, welche in Deutschland fast allenthalben an-
gebaut werden, verdanken ihre Verbreitung weder ihrer Mühe, noch
ihren Früchten, sondern ihrem Stengel. Dieser enthält nämlich zähe
Fasern (Bast), welche, nachdem sie von den spröden, holzigen Schalen
befreit sind, biegsame Fäden geben, die sich spinnen lassen. Welchen
unendlichen Nutzen diese gewähren, kann sich jeder selbst aufzählen, wenn
er an die Waaren des Seilers, an die Fäden, von dem Pech-
vrathe des Schusters bis zu dem Zwirn der Nätherin, an die
Leinwand von dem groben Packtuche bis zu dem feinsten Battist
denkt. Zwar hat man in neuerer Zeit die ausländische Baumwolle
vielfach an die Stelle des Flachses gesetzt, aber das feinste und
dauerhafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hans hat
den Vorzug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und
Schönheit bleibt aus der Seite der flächsencn (leinenen) Gespinnste.
Und wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behand-
lung dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die
Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen,
im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte
Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die Färber,
welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: alle
haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler gar
nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Samen
bringen, welcher sich mannigfaltig benutzen läßt, der Hans mehr als
Futter für im Käfich gehaltene Vögel, der Lein aber zu Öl. Zwar
hat das Leinöl nicht den guten „Geschmack des Mohnöls, des Nußöls
u. s. w., allein zu Firniß und Ölfarbe ist es unter allen das brauch-
barste. Und der Flachs trägt reichlich. Aus seinen blauen Blüthen
bilden sich erbsengroße Knoten, in deren Fächern die platten Leinkörn-
chen in Menge sitzen. Wenn die Sonne die Knoten gesprengt hat,
fallen die Körnchen meistens von selbst heraus, doch hilft man durch
Dreschen noch nach. Obgleich die Arbeit bei dem Bau und der Zu-
bereitung des Flachses nicht leicht ist, so herrscht doch gewöhnlich große
Fröhlichkeit dabei, freilich bisweilen auch Leichtsinn, indem man bei dem
Dörren mit dem Feuer nicht vorsichtig umgeht. Es find schon ganze
Ortschaften dadurch, in Feuersnoth gekommen.
So groß die Ähnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und Flachses
ist, jo ungleich sind die Pflanzen selbst. An dem Hanf ist alles größer
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
144
zubinden und heimzuschaffen; das Stroh ist zum Streuen und Düngen
weit geeigneter als irgend ein anderes Gewächs, denn es giebt ein
elastisches Ruhelager für das Vieh, in seine Höhlungen dringt die Mist-
jauche mit Leichtigkeit ein und befördert die schnelle Verwesung. Überdies
dient es zu allerlei Kunstarbeiten, zu Strohhüten, Körben, gestochtenen
Decken und Matten. Endlich deckt man noch an vielen Orten die Dächer
mit Stroh, obgleich man gefunden hat, daß die Wohlfeilheit derselben
die Gefahr bei Feuersbrünsten nicht vergütet. Der tüchtige Landmann
weiß sein Stroh jetzt bester zu verwenden, als es auf das Dach zu legen,
und manche Regierungen haben die Strohdächer geradezu verboten. Den
Samen tragen die Halmenfrüchte entweder in Ähren, d. h. in dicht an
einander schließenden Hülsen (Spelzen) oder in Rispen, d. h. in trauben-
artig hängenden gestielten Samenhüllen. Von der ersten Art ist We'izen,
Roggen, Gerste, von der andern der Hafer. Einige Getreidesorten
lassen beim Dreschen sogleich den reinen Kern gehen, andere behalten
noch eine Umhüllung (Spelz), welche auf besonderen Mühlen abgeschält
werden muß. Die letzteren heißen rauhe Früchte.
Überhaupt herrscht eine große Mannigfaltigkeit unter dem Getreide.
Sorten, welche in der einen Gegend vortrefflichen Ertrag liefern, miß-
rathen in der andern. Man muß also die Erfahrung um Rath fragen,
nicht steif bei dem Alten beharren, aber auch nicht durch unnöthige
Neuerungen Zeit und Geld einbüßen.
Der Roggen heißt, weil er in Deutschland die vorherrschende Brod-
frucht ist, auch Korn. Es giebt Sommer- und Winterroggen.
Der Sommerroggen entgeht zwar der Gefahr, im Winter durch Kälte,
Näffe, Schnecken oder Mäuse zu leiden, Liefert aber bei weitem nicht
so gutes Mehl, als der Winterroggen. Überhaupt ist der Unterschied
unter den Körnern je nach dem Boden und der Gegend bedeutend ver-
schieden. Das von den Küsten der Ostsee und aus Polen kommende
Korn hat bei weitem nicht die Güte des im Innern von Deutschland
erzeugten.
Eine wärmere Gegend und einen beffern Boden erfordert der Wei-
zen, die schönste aller Getreidearten. Sein glattes, Helles Korn mit
blendend weißem Mehle hat ihm den Namen weiße Frucht, und seinen
Ähren die Ehrenbenennung goldene Ähre verschafft. In der That
steht ein blühendes oder reifendes, vom Winde bewegtes Weizenfeld
herrlich aus und verkündigt gewissermaßen schon die Fruchtbarkeit einer
Gegend. Das Weizenbrod ist indessen weniger kräftig, als das
Roggenbrod und wird auch leichter trocken. Im Ganzen gilt der
Weizen als die edelste und zu den verschiedensten Zwecken nutzbarste
Gattung des Getreides.
Der Spelz oder Dinkel kommt ihm bei weitem nicht gleich, wenn
auch sein Mehl weißer aussieht. Denn das Mehl trocknet schnell, so
daß das daraus Gebackene nur frisch einen angenehmen Geschmack besitzt.
Die Körner sind aber auch mit rauher Schale (Spelz) umgeben, so
daß sie weder ein schönes Aussehen haben, noch auch unmittelbar zum
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostsee Polen Deutschland
310
(Landgut) fand man einen ausserordentlichen Schatz von kostbaren
Statuen von Marmor und Bronze. In einem Zimmer fand man eine
Bibliothek von 1700 Papyrusrollen (gedruckte Bücher hatte
man damals noch nicht); sie waren aber alle verkohlt. Über den
Hausthüren stehen noch hier und da Inschriften, und in den Buden
der Ölverkäufer die Ladentische. Die Strassen sind enge, die Häuser
niedrig. Ihr Äusseres ist sehr einfach, das Innere desto prachtvoller.
Die Fussböden sind mehr oder weniger mit künstlicher Mosaik
(aus farbigen Steinen zusammengesetzte, unsern Stickereien ähnliche
Gemälde) ausgelegt; die Wände sind mit prachtvollen Gemälden
verziert, Tische und Schränke mit dem schönsten Hausgeräthe. Vor
den Häusern sind noch die Bänke, auf denen sich die Nachbars-
leute zu versammeln pflegten. Ein weibliches Skelett sass an einem
Arbeitstische und hatte einen Knaul vor sich liegen, ein anderes
wurde mit einem Schlüsselbunde in der Hand, ein drittes auf einer
Hühnerleiter stehend gefunden, und in den Buden lagen noch aller-
hand Esswaaren: Nüsse, Weinbeeren, Oliven, eine grosse Pastete:
aber natürlich alles verkohlt von der Hitze der Lava.
'Wiederholungsfragen 1 —
Zeichnen und Beschreiben l —
1l. Die Türkei und Griechenland.
Im Süd osten von Europa, östlich von Italien, Hier jenseit
deß adriatischen Meeres liegt die Türkei. Die Türken sind
eigentlich kein europäisches Volk, und das schöne Land, welches sie jetzt
in Europa bewohnen, die europäische Türkei, gehörte in alten Zeiten
größtentheils den tapfern, kunstreichen und gelehrten Griechen. Die
Türken eroberten dieses Land erst 1453. Die Türkei erstreckt sich
aber auch noch über den Südwesten von Asien, und das nennt man die
astatische Türkei. Außerdem stehen Ägypten und andere nördliche
Staaten von Afrika unter dem türkischen Kaiser, welcher der Groß-
sultan genannt wird. Der ganze Länderumfang der Türkei beträgt an
39,000 Quadratmeilen mit mehr als 26vs Mill. Einwohnern, jedoch
kommen auf den europäischen Theil nur 6302 Quadratmeilen mit 15
Millionen Einwohnern, die theils Muhamedaner*) (kaum 1/i der
Bevölkerung), theils Juden, theils Christen sind.
Das Land, obgleich im Ganzen schlecht angebaut, bringt doch in
manchen Gegenden reichlich Getreide, Reiß, Mais, Gemüse, Wein,
Zitronen und Tabak. Die Gebirge liefern Gold, Silber, Eisen,
Kupfer, Schwefel, Steinsalz und Marmor. Auch an schönem
Vieh ist kein Mangel. Man hat edle Pferde, Esel, Maulthiere,
Kameele, Schafe, Ziegen, Wildpret, und die See liefert Fische
im Überfluß.
*) Anhänger der Glaubenslehre des Muhamed. — S. Muhanied S. 442.
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europa Italien Europa Asien Afrika
329
besitzt es Kolonien in Südafrika, Nord- und Südamerika und
Australien. So stehen mehr als 130 Millionen Menschen in fremden
Erdtheilen unter Europas Herrschaft. — Und wie Europa einst die christ-
liche Religion und mit ihr Gesittung und Bildung von Asien her
erhalten hat, so scheint es jetzt dazu berufen, Gesittung und Bildung,
Kunst und Gewerbefleiß nach. allen Erdtheilen zu verbreiten.
Wiederliolungsfrageni —
Zeichnen und Beschreiben! -—
Ii, Die übrigen Crdtheile.
26. Affen.
Ihr seht auf der Karte, daß der große Erdtheil Asten an drei
Seiten vom Meere umgeben ist: da im Norden von: Eismeer, dort
im Osten vom großen, stillen Ocean, und hier ini Süden vom
indischen Ocean; der mittlere und nördliche Theil aber grenzt in
Westen an Europa, und der südliche hängt nur durch die Landenge
Von Suez mit Afrika zusammen. Mit Einschluß der Inseln, welche
allein 82,000 Quadratmeilen enthalten, hat Asien einen Flächenraum
von 807,000 Quadratmeilen.
Da der nördliche Theil Asiens au das nördliche Eismeer und
der südliche bis gegen den Äquator reicht, so findet man hier die
kältesten und wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder.
Während Nordasten (Nord-Sibirien), eine unwirthbare, rauhe, trau-
rige Wildniß bildet, welche eben, wasserarm und unbeschreiblich kalr
ist, und nur spärlich Gras und Gestrüppe hervorbringt; und während
Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Himalaya ist 8125m
hoch) und ungeheuer großen Sand wüsten und Steppen besteht:
bringt Südasten nicht bloß alle Produkte Europas hervor, von denen
so viele vor Jahrhunderten in unfern Erdtheil verpflanzt worden sind,
sondern trägt überhaupt alles, was des Menschen Herz erfreuen kann.
Da prangen immergrüne undurchdringliche Waldungen mit riesen-
haften Bäumen; es wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der
Brodbaum, der Zimmet-, Muskat- und Gewürznelkeübaum, Pfef-
fer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee, Baumwolle, die besten
Arzeneikräuter und Fnrbestosfe, z. B. der Indigo, welcher aus den
Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird.
Außer den gewöhnlichen Produkten, uw ran das Mineralreich in
Asien sehr reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant, den
härtesten, durchsichtigsten und theuersten Edelstein, so wie im Ural-
gebirge viel Gold, Platina und Silber und den Magnetstein.
Wie die Pflanzenwelt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien
eine größere Mannigfaltigkeit, als in Europa. Zu allen den wilden
und zahmen Hausthieren Europas, von denen viele aus Asien stam-
men, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdtheilen eigenthüm-
lich sind. Da weiden in den fruchtbaren Ebenen Ostindiens die
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Südafrika Australien Europas Europa Asien Europa Suez Afrika Europas Indien Asien Indien Asien Europa Europas Asien Ostindiens
Dose in der Tasche haben; wer aber Tabakskauer sehen will, gehe nur
auf die Schiffe zu den Matrosen, gehe nach Nordamerika, wo gar
reputirliche Leute es nicht für ekelhast halten, die saftigen braunen
Tabaksknollen im Munde zu führen! Ein wahres Tabaksfieber hat sich
über die ganze civilisirte und uncivilisirte Well verbreitet; der Türke
und Chinese, der Araber wie der Mongole raucht mit dem feinen
Pariser, dem deutschen Studenten und Handwerksburschen um
die Wette. Alles raucht, schnupft, kaut Tabak. Nicht zu zählen sind
die Millionen von Cigarren, die alljährlich von jungen und alten Leuten,
in dem Munde halb zerkaut, dem Feuer übergeben werden und in einen
Rauch ausgehen, der nicht bloß die Augen verdirbt, sondern die Luft
in Stuben und Gärten mit den Dünsten der verbrannten Tabaksblätter
aus Havanna, Virginien, Portorico u. s. w. verpestet! Nicht zu
zählen sind die Tausende von Tabakssorten, von dem Portorico und
Varinas bis zu dem Dreikreuzerpäckchen des österreichischen Drei-
königstabaks und den gedrehten Rollen des Berliner Kraustabaks
herab, welche der erfinderische Menschengeist mit tausend sonderbaren
Namen und Etiketten versehen hat!
Seitdem im Jahre 1585 die Engländer zum ersten Male bei den
Wilden in Virginien (in Nordamerika) thönerne Pfeifen gesehen, begann
auch in Europa das Rauchen. Es half nichts, daß der damalige fran-
zösische Gesandte am portugiesischen Hofe seiner Königin Katharina von
Medicis die Pstanzenblätter nur als Heilmittel für Wunden geschickt
hatte; man hatte einmal angefangen zu rauchen, und die strengsten
obrigkeitlichen Befehle und Abmahnungen der Ärzte waren nicht im
Stande, diese Unsitte zu verdrängen! Leider raucht und schnupft man
jetzt allgemein, und selbst das Rauchen auf den Straßen ist in vielen
Städten jetzt erlaubt. Man hat auch versucht, das für Ankauf des
Tabaks außer Landes gehende Geld durch Tabakspflanzungen im Lande
zu behalten, und zieht in der Pfalz, in Ungarn und in Sachsen
Tabak; allein noch immer werden als die besten die amerikanischen
Tabaksblätter, wohl getrocknet und in ungeheuern Fässern fest verpackt
bei uns eingeführt. Die Hauptsachen sind allerdings dann die Beizen
oder Saucen, welche erst die bittere, ekelhafte Schärfe des Tabaks
— der eigentlich zu den Giftpflanzen gehört — mildern sollen, und
oft das Geheimniß der Tabaksfabriken sind. Man gebraucht dazu
Salmiak, Potafche, Kochsalz, Honig, Syrup, Thee und
Pflaumenbrühe, oft auch giftigen Bleizucker — was kümmert das
den echten Tabaksraucher und Tabaksschnupfer! Das Rauchen und
Schnupfen ist einmal eine liebe Gewohnheit und „die Gewohnheit
ist ein Tyrann".
30. Das Zuckerrohr.
Das Zuckerrohr wächst in Asien, Afrika und Sicilien wild
und wurde von letzterem Lande nach Westindien gebracht. Rach der
Verschiedenheit des Bodens wird es 2 bis 4™ hoch und 5zm
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von
Medicis
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Havanna Nordamerika Europa Ungarn Sachsen Asien Afrika Sicilien Westindien
dick. Es treibt, wie unser Teichrohr, einen knotigen Halm mit band-
förmigen Blättern und einem schneeweißen Blüthenbüschel. Der Halm
ist durch und durch mit einem weißen, saftigen und süßen Mark ange-
füllt. Das durch Schnittlinge fortgepflanzte Rohr wird, wenn es reif
ist, abgeschnitten und auf den Zuckermühlen zwischen Walzen zer-
quetscht und ausgepreßt. Das aber ist eine gar beschwerliche Arbeit
und gefährlich zugleich. Denn da sich das Zuckerrohr nicht aufbewahren
läßt, sondern schon nach vierundzwanzig Stunden verdirbt, so müssen
die Neger in der Zeit der Zuckerrohr - Ernte oftmals Tag und Nacht
vor den Walzen stehen und das Zuckerrohr hinhalten; da werden sie
denn öfters schläfrig und kommen, ohne es zu merken, mit einem Finger
zwischen die Walzen, die dann sogleich den Finger und darauf auch die
Hand zwischen stch hineinrädern und ganz zerquetschen. Darum steht
immer einer mit einem scharfen Beile dabei, der sogleich den Finger
oder die Hand abhaut, wenn sie hinein gekommen ist, damit nicht der
ganze Mensch gerädert wird. Wir alle lasten uns den Zucker gut
schmecken, und wissen nicht, wie sauer es bei seiner Zubereitung unseren
armen schwarzen Brüdern geworden ist. Wenn man, sagte vor unge-
fähr fünfzig Jahren der berühmte Benjamin Franklin, alle mit den
Zuckerpflanzungen verbundenen Gräuel bedenkt, so kann man sich beim
Anblick eines Stückes Zucker kaum der Vorstellung erwehren, daß es
mit Menschenblut gefärbt sei. Der ausgepreßte Saft heißt Rohrwein
und giebt durch Destillation den Num. Von den Zuckermühleu
wird der Saft sogleich in die Siedehäuser gebracht, wo durch Kochen
der Saft sich verdickt; die Unreinigkeiten werden abgeschäumt. Bei ver-
stärktem Feuer wird dieses Sieden, Abschäumen und Reinigen wieder-
holt, auch Kalkwasser hinzugeschüttet, damit der Saft körnig werde.
Ist der Saft dick genug, so wird er abgekühlt und gerinnt. Was noch
nicht geronnen ist, wird durch Fässer mit durchlöchertem Boden abge-
lassen und kann auch noch zu einer Art gröberen Zuckers gemacht werden
Der geronnene Theil heißt nun roher Zucker, Moskovade, Puder-
zucker. Man gießt ihn auch in Formen und nennt ihn dann gewöhn-
lich Lumpenzucker. In dieser Gestalt wird er nach Europa gebracht
um in den Zucker-Raffinerien den höhern Grad von Festigkeit und
Reinigkeit zu erlangen. Er wird von neuem aufgelös't, gekocht, mit
Kalkwasser, Ochsenblur, auch wohl Eiweiß versetzt, fleißig abgeschäumt,
filtrirt und zuletzt in kegelförmige Gefäße gegossen, deren nach unten
gekehrte Spitze eine Öffnung hat. Der obere breite Theil des Zucker-
hutes wird mit nasser Thonerde bedeckt, welche den Zucker durchdringt,
die letzte Unreinigkeit wegnimmt und ihm die gehörige Weiße giebt.
Dieser geläuterte Hutzucker kommt unter verschiedenen Namen seiner
Güte, Melis, Raffinade, Canarienzucker in den Handel. Durch
die untere Spitze fließt der Theil, welcher nicht in festen Krystallen
angeschossen ist, und heißt Syrup. Der Candiszucker wird aus dem
geläuterten, stark eingekochten Zucker geniacht, den man in kupferne, mit
Fäden durchzogene Gefäße füllt, wo er sich in großen Krystallen ansetzt.
339
dufte, ohne diese und ohne Zucker und Milch doch sicherlich nicht zu
trinken sei — der vergesse nicht, daß vielleicht keins der grünen Blätt-
lern in der Kanne China oder Japan jemals gesehen hat!
33. Der Kaffee.
Aus allen Tischen in aller Welt dampft der würzige braune Trank
aus den Bohnen von Mokka, Westindien oder Ostindien — der
Kaffee. Der Muselmann schlürft ihn, behaglich mit untergeschlage-
nen Beinen aitf der Erde sitzend, aus kleinen Tassen ohne Zucker und
Milch zu seiner Pfeife Tabak- der seine Pariser genießt ihn inseinen
von Gold und Spiegeln glänzenden Cafts aus Tassen, die mindestens
noch einmal so groß sind, als die unseren, und selbst des armen säch-
sischen Erzgebirgers Familie sitzt Sonntags um den dampfenden Topf
mit brauner Flüssigkeit und trinkt zu den Erdäpfeln ihr „Schälchen
Kaffee", obschon vielleicht keine Kaffeebohne in dem aus gebrannten
Cichorienwurzeln, Mohrrüben, Runkelrüben, Gerste oder
Korn gebrauten Getränke zu finden ist.
Aber die Menschen haben wirklich einmal ohne Kaffee gelebt, —
so wenig das auch unsere Kaffeeschwestern glauben werden. Noch vor
300 Jahren kannte man den Kaffee in Europa^ gar nicht: ein Arzt
brachte ihn im 16. Jahrhunderte als Arzenei aus Ägypten nach Venedig,
und erst zu Ende des 17. Jahrhunderts fing man an, ihn in Deutsch-
land zu trinken, und das erste Kaffeehaus in Leipzig soll erst 1694
errichtet worden sein. Jetzt verbraucht Europa allein jährlich über
drittehalbhundert Millionen Pfund Kaffee!
In des glücklichen Arabiens gewürziger Luft wuchs der erste
Kaffee, die Mokkabohne. Dank dem Bürgermeister Mieser von
Amsterdam, der 1690 den ersten Kaffeebaum nach Batavia und
den ostindischen Kolonien brachte, von wo aus die betriebsamen
Holländer Europa mit theurem Kaffee versorgten. Dank dem Fran-
zosen Elieux, der trotz aller Vorsicht der Holländer, die den kostbaren
Handelsartikel gern für sich allein behalten hätten, ein kleines Kaffee-
bäumchen in Ceylon sich zu verschaffen wußte und es auch nach den
französischen Kolonien verpflanzte! Fast wäre der Versuch mißlungen,
denn auf dem Schiffe, das Elieux mit seinem kostbaren Schatze trug,
trat Wassermangel ein, und das Bäumchen wäre verdorrt, wenn der
Franzose nicht seine kleine Portion Wasser täglich mit seinem Zöglinge,
dem kleinen Kaffeebaume, getheilt hätte. So brachte er ihn glücklich
nach Martinique, wo das Bäumchen sich so vermehrte, daß schon 36
Jahre später 18 Millionen Pfund Kaffee von dort ausgeführt wurden
und in wenigen Jahren alle Antillen mit Kaffeepflanzungen bedeckt
waren. Diesen glücklichen Uufftänden hat es der liebe Leser zu danken,
daß er jetzt sein Täßchen Kaffee zu billigem Preise in aller Gemüth-
lichkeit trinken kann.
Unsere Kaffeebohnen sind die Kerne der Frucht des Kaffeebaums.
Aus regelmäßigen und durch andere Bäume eingefaßten Vierecken stehen
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TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Ortsnamen: China Japan Westindien Ostindien Europa^ Venedig Deutsch- Leipzig Europa Arabiens Amsterdam Batavia Europa Ceylon Elieux Martinique
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großer Theil der Mannschaft des englischen Schiffes „Hunter" von
den Eingebornen erschlagen, sofort gebraten und .... verzehrt. Aus
diesen nämlichen Inseln herrschte auch der entsetzliche Gebrauch, Kriegs-
gefangene in zusammengebundener, kauernder Stellung lebendig in den
Bratofen zu stellen, um durch dieses langsame Braten das Fleisch —
— desto saftiger und schmackhafter zu machen. Die körperlich so schönen
Bewohner der Marquesas-Jnseln schlachten Freund und Feind, bei
Hungersnoth auch Frau und Kind. Derjenige, der einen Feind getödtet
hat, genießt sogleich das Blut und Gehirn des Erschlagenen. Doch
gilt dies alles natürlich nur von den Australiern, die noch nicht zum
Ehristenthume bekehrt oder überhaupt noch nicht in nähere Berührung
mit den Europäern oder mit Missionären gekommen find. Denn
da, wo der beseligende Odem des Christenthums die Einwohner an-
geweht hat, herrschen Friede, Sanftmuth und Freundlichkeit, und das
Angstgeschrei der zum Götzenaltare geschleppten oder zu einer teuflischen
Mahlzeit bestimmten unglücklichen Schlachtopfer hat sich in die stimme
des Gebetes und des Gotteslobes verwandelt. An die Stelle der
Menschenopfer ist christlicher Gottesdienst und an die Stelle des
Kindermordes zärtliche Mutterliebe getreten. Überhaupt sind die
Australier, bei denen das Christenthum eingeführt ist, und noch mehr
bei denen, die dasselbe lebendig aufgefaßt haben, ganz andere Menschen
geworden, und die Otaheitier und die Sandwich-Insulaner leben
bereits in geordneten Staaten.
34. Der Brodbaum.
Zu den dankenswerthesten Geschenken, welche der Schöpfer den Be-
wohnern derjenigen Länder gegeben hat, in welchen unsere gemeinen
Getreidearten wegen zu großer Hitze nicht fortkommen, gehört besonders
der Brodbaum. Er wächst in Ostindien, vorzüglich aber auf den
Inseln der Südsee, und wird ungefähr so groß wie eine mittel-
mäßige Eiche; die Blätter sind 47am lang und enthalten einen
milchichten Saft. Die Frucht ist länglichrund, fast von der Gestalt
eines Kürbisses. Die samentragende soll zuweilen 100, gemeiniglich
aber nur 20 — 30 Pfund wiegen; die ohne Samen erreicht höchstens
nur die Größe eines Menschenkopfs. Unter der rauhen, grünen Rinde
derselben befindet sich ein weißes, schwammichtes Fleisch, so locker wie
neugebackenes Brod. Die völlig reife Frucht sieht gelb aus und ent-
hüll einen widrig süßen Brei, der aber selten und nur mit Vorsicht
genossen wird, weil er ungesund sein soll. Gewöhnlich nimmt man die
Frucht vor der Reife ab, schneidet sie in 3 — 4 Theile, wickelt sie in
Blätter und röstet sie auf heißen Steinen; denn ungeröstet kann sie nicht
gegessen werden. Nach dieser Zubereitung schmeckt sie wie Weizenbrod,
worunter etwas Kartoffelmehl gemischt ist. Man bereitet sie aber auch
noch auf andere Art zu. Die nicht völlig reifen Früchte werden ab-
genommen und aufgeschüttet, damit sie nachreifen. Sodann wirst man
das von der Rinde und von dem Fruchtkern abgesonderte Fleisch in
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wie der Brei in die Schüssel fällt, so könnt ihr dabei schon etwas ler-
nen, was besser wäre, als daß ihr gedankenlos in den Topf gucktet.
Ist nämlich der Brei ausgedrückt vom Saft, so senket sich in der Flüs-
sigkeit eine Mehlart von glänzendem Ansehen rasch zu Boden. Das
ist die Stärke in reiner Gestalt. Mm besteht die Kartoffel auch noch
aus einem faserigen Theile, eben jenem Brei. Das ist das Zellen-
gewebe, das aus Tausenden von Zellen zusammengesetzt ist. In jeder
derselben befindet sich das Stärkemehl eingeschlossen, Korn an Korn.
Es besteht nämlich dieses Mehl aus unzähligen einzelnen Stückchen,
die wie runde oder eckige Zellen erscheinen. Im Innern lagern bei
der Kartoffel viele Schichten kreisförmig um einen Kern, so daß ein
Kreis in einem andern steckt. Es ist eine wahre Macht, dies unter
dem Vergrößerungsglase zu schauen. Das Stärkemehl ist der vorzüg-
lichste Nahrungsstoff der Kartoffel für das thierische Leb eri und für die
Pflanze selbst von ähnlicher Bedeutung; denn hier ist es die Grund-
lage für die Bildung neuer Zellen, also für das Wachsen der Pflanze.
Darum ist dieser Stoff aber auch weit verbreitet im Pflanzenreich; denn
wie in der Kartoffel ist er auch im Eichbaum, in den Flechten, in dem
Getreide, in den Hülsenfrüchten u. s. w. enthalten. Weil er so außer-
ordentlich leicht in andere Stoffe umgebildet werden kann, so ist er sc
sehr zur Ernährung geeignet.
Die Kartoffel hat eben so viele, wie seltsame Verwandte, und ich
möchte doch wohl wissen, ob ihr sie hier zu Lande erkenntet. Was
würdet ihr z. B. zum Nachtschatten sagen, oder zur Judenkirsche,
oder zur Tollkirsche, der Belladonna,, oder zum Bilsenkraut,
zum Stechapfel, zum Tabak? Das alles sind Verwandte der Kar-
toffel, jedoch wie seltsame! Ist die Kartoffel gleichsam unseres Lebens
guter Engel, so könnten jene die bösen sein; denn sie strotzen voll Gift,
wenn ich die Judenkirsche ausnehme. Und doch sind wiederum diese
giftigsten aller unserer deckschen Kräuter heilsame Arzeneien, sorgsam
angewendet in der kundigen Hand des Arztes. Manche Familie un-
ter den Menschen gleicht jener der Kartoffel, wo böse und gute Mit-
glieder unter einer Verwandtschaft vereinigt sind. Macht euch daraus
die Nutzanwendung!
Iv. Grase r.
U Das Getreide.
Die wichtigsten unserer Feldfrüchte gehören zu den Gräsern. Sie
haben deshalb hohle Halme mit wenig Saft und schmalen, sparsam
anliegenden oder herabhängenden Blättern. Die Knotenabsätze, welche
den Halmen hinreichende Festigkeit geben, um eine mit 30 bis 40
Körnern gefüllte Ähre tragen zu können, stehen unten näher beisammen
als oben, weil die weite Röhre mit der dünnen Schale sonst leicht
knicken würde. Die Hohlheit der Halme ist eine sehr weise Einrichtung.
Dadurch ist nämlich das Getreide leicht zu schneiden, leicht zusammen-